Freitag, 2. Juni 2017

Bürgerblock Offenhausen auf den Spuren des Paneuropäischen Picknicks


Árpád Bella im Mittelpunkt
umrahmt von Gerd Müller, Georg Rauh und Helga Holzammer
Seine Studienreise führte den Unabhängigen Bürgerblock Offenhausen in diesem Jahr in die europäischen Hauptstädte Bratislava und Budapest. Alle zwei Jahre veranstaltet der „UBB“ seit 2005 eine Gruppenreise mit dem Bus für „Menschen jeglicher politischer Grundhaltung“ aus der Gemeinde und darüber hinaus. Im Sinne des europäischen Gedankens arbeitet man seither an einer Europa-Tournee der besonderen Art. Jede Reise hatte bis dato ein neues Land zum Ziel und somit konnten nun mit der siebten Fahrt quasi in einem Doppelschlag die Länder Nummer  7 und 8 abgehakt werden. Nach zum Beispiel Besuchen im Landtag (Zwischenstopp auf einer Reise nach Italien), im Bundestag, bei der EU in Luxemburg oder auch bei der UNO in Wien stand dieses Mal ein ganz besonderer historischer Ort im Mittelpunkt des Bildungsteils: Sopron, der Ort an dem am 19. August 1989 der eiserne Vorhang fiel. So jedenfalls werden das geschichtliche Ereignis, das sogenannte „Paneuropäische Picknick“  und der damit verbundene Grenzort zwischen Ungarn und Österreich seither historisch bewertet. Über die deutsche Botschaft in Budapest gelang es den Organisatoren den damaligen verantwortlichen  ungarischen Grenzoffizier, Árpád Bella,  ausfindig zu machen und nachfolgend in etlichen Telefonaten dann mit diesem einen Termin vor Ort abzustimmen und zu planen. Bella, der 2011 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten hatte, hatte an besagtem Tag im August 1989 sechshundert  DDR Bürgern die Flucht ermöglicht indem er seine Grenzsoldaten angewiesen hatte nicht einzugreifen und vor allem auch nicht zu schießen. Dadurch hatte er gegen die Dienstanweisung verstoßen, was ihm Disziplinarverfahren und Schwierigkeiten einbrachte. Árpád  Bella erklärte sein Handeln mit den Worten „Ich wollte Mensch bleiben“.  Symbolisch war durch diesen Akt jedoch der eiserne Vorhang zum ersten Mal durchlässig geworden und die Geschichte konnte ihren Lauf nehmen. In Folge davon fiel letztlich auch die Berliner Mauer. Initiiert wurde das „Picknick“ von einer ungarischen Gruppe namens Demokratischer Aufbruch. Mitbegründer und heute Stiftungsvorsitzender Laszlo Nagy schilderte den 60 gespannt an seinen Lippen hängenden Fahrtteilnehmern sehr eindrucksvoll, authentisch und zugleich kurzweilig die dramatischen Ereignisse von damals. Dabei gab er tiefe Einblicke in Gespräche der ungarischen Regierung mit Politikern wie Michail Gorbatschow oder Helmut Kohl. Bella und Nagy sind seit Jahren gefragte Gastredner und auch Protagonisten zahlreicher Publikation in Presse und TV. Bei diversen Aufeinandertreffen im Nachgang waren die großen Politiker zuweilen überraschend gesprächig, so dass erstaunliche Details zu Tage kamen. Aktuell wurde ein Film abgedreht der neben der Geschichte von  Árpád Bella auch die von Harald Jäger (diensthabender Offizier am Grenzübergang in der Bornholmer Straße bei der "Maueröffnung") erzählt. Interessante Parallele: Beide Grenzer hatten intensiv versucht von ihren Vorgesetzten Anweisungen zu erhalten, wie sie vorzugehen hätten. In beiden Fällen jedoch ohne Erfolg, so dass beide alleine entscheiden mussten.
Nagy und Bella schenkten der Reisegruppe eine Vorabversion des Films, der demnächst in Ungarn und Deutschland gezeigt wird.
Im weiteren Programm der Reise genoss die bunt-gemischte Reisegruppe das Leben in den Donaumetropolen Bratislava und Budapest, wo es neben den Stadtführungen auch viel Freiraum für individuelle Unternehmungen gab. Man war sehr beeindruckt von den beiden Städten und den vielfältigen Möglichkeiten für Sightseeing, Kultur und lukullische Erfahrungen. Das beleuchtete Budapest bei Nacht hat es vielen besonders angetan.
Offenhausener Bürgermeister
Hans Stürzlinger und Georg Rauh
Den Heimweg nutzte die Gruppe zur Einkehr bei den Freunden in der Partnergemeinde (Offenhausen in Oberösterreich). Seit 2001 gibt es eine offizielle Partnerschaft zwischen den namensgleichen Kommunen. Altbürgermeister und
Partnerschaftsinitiator Hermann Stoiber und sein Amtsnachfolger Hans Stürzlinger, der nun seit einem guten Jahr im Amt ist, ließen es sich nicht nehmen die Gruppe willkommen zu heißen und mit ihr gemeinsam zu Abend zu speisen. Bürgermeister Georg Rauh aus dem mittelfränkischen Offenhausen überreichte seinem Amtskollegen aus Oberösterreich eine Gemeindechronik mit Freundschaftswidmung.
Bestes Urlaubswetter an allen Tagen und eine Stimmung, die dem Wetter in Nichts nachstand, begleitete die Gruppe an allen Reisetagen.
Auf der Heimreise diskutierten Organisationsteam und Reiseteilnehmer bereits intensiv über die Fortsetzung der Europa-Tour im Jahr 2019.  Schon vorher jedoch kommt Europa nach Offenhausen. Bella und Nagy haben die Einladung  ins Nürnberger Land angenommen,  und sich bereit erklärt bei einer öffentlichen Vorführung des neuen Films auch für eine Frage- und Diskussionsrunde zur Verfügung zu stehen.
Bilder  und weitere Details zur Reise unter www.buergerblock.de

Die Gruppe - Vor dem Denkmal der Europäischen Union in Sopron (österreichisch - ungarische Grenze)

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